AGENDA 21: Peak

Dienstag, 19.11.2013, 19:30 Uhr, Herrsching

Die Industiralisierung der Alpen:
Klimawandel und Schneearmut gefährden den Skitourismus, von dem sich viele Alpenregionen wirtschaftlich abhängig gemacht haben. Durch massive technische Aufrüstung soll der wirtschaftliche Niedergang verhindert werden.
Der Südtiroler Regisseur Hannes Lang hat sich in den italienischen, französischen und Tiroler Alpen umgesehen, mit Liftbetreibern und Bergbauern gesprochen und die Veränderung und Zerstörung der Natur- und Kulturlandschaft durch den Massentourismus dokumentiert.
„Peak – Über allen Gipfeln“ wurde 2011 mit dem Dokumentarflmpreis des Goethe-Instituts ausgezeichnet. Filmgespräch mit Michael Pröttel, Diplomgeograf, Alpinjournalist, Vorstandsmitglied von Mountain Wilderness Deutschland e.V.

PEAK:
Skifahren – eine der beliebtesten Freizeitsportarten im Winterurlaub: perfekter Pulverschnee, Sonne, Berge, frische Luft und am Abend feiern beim Après Ski.
Vor allem in den Alpen hat sich der Massentourismus ausgebreitet und prägt das dortige Landschaftsbild. Doch das Paradies kränkelt. Durch den Klimawandel und die resultierende Schneearmut ist ein massiver Einsatz von Technik notwendig, um unabhängig von natürlichen Wetterbedingungen eine perfekte Winterlandschaft zu produzieren.

Das heutige Gebiet der Alpen ist zu einem bizarren Hybriden aus Technik und Natur geworden, gleichzeitig aber auch zu einem Spiegelbild unserer Gegenwart. Die Skigebiete müssen technisch ständig aufgerüstet werden, damit der Ski- und Snowboard-Tourismus weiterhin auf seine Kosten kommt.

PEAK beobachtet über ein Jahr lang die Bau- und Produktionsprozesse rund um den Ski-Tourismus und offenbart, was den Wintertouristen sonst unter der dichten Kunstschneedecke verborgen bleibt. Er zeigt die Modifikation von Landschaft und die bleibenden Spuren, die diese Eingriffe hinterlassen. PEAK fragt nach dem Verhältnis von Technik und Natur. Wie künstlich darf oder kann eine Landschaft sein? Oder: Wie künstlich muss sie sein, damit sie unserer Sehnsucht nach Urlaubsspaß und Erholung gerecht wird? Gleichzeitig erfährt der Zuschauer von den Protagonisten, wie schwierig das Überleben in den Alpen ist, wenn man sich nicht mehr auf das Wetter verlassen kann.

Regisseur Hannes Lang, der selbst in den Bergen aufwuchs, zeigt in spektakulären und gleichsam brachialen Bildern die Zwiespältigkeit der Industrialisierung der Alpen, die neben dem Raubbau an der Natur, für die Bevölkerung aber auch den notwendigen Tourismus erhält. Gezielt setzt er die Kamera als Beobachter ein, lässt die ebenso faszinierenden wie verstörenden Aufnahmen für sich sprechen. Ergänzt werden die Darstellungen von den Geräuschen vor Ort. Nicht selten weichen hier die idyllische Ruhe und der Klang des Volkstümlichen den Geräuschen von Ski-Lift, Diskothek und nicht zuletzt dem dröhnenden Lärm von Schneemaschinen.

Mit PEAK ist dem Regisseur ein intensiver und kraftvoller Dokumentarfilm gelungen, der die Industrialisierung der Alpen ins Visier nimmt und einen Blick hinter die Kulissen des Massentourismus wirft. In beeindruckenden Panoramaaufnahmen und mit aufrechten Stimmen von den Bewohnern der Alpen erschließt sich dem Zuschauer die bizarre neue Natur, die eine bereits verschwundene imitieren soll.

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