Montags in der Sonne, OmU

Noch vor kurzer Zeit bauten sie die Giganten der Meere. Nun schippern sie als ?Blinde Passagiere? auf dem kleinen Fährkutter, der die Menschen über die Bucht in die nordspanische Hafenstadt Vigo zur Arbeit bringt. Nach dramatischem Arbeitskampf hat ihre Firma die Werft kurzerhand geschlossen, um das Gelände in teure Eigentumswohnungen zu verwandeln. Drei Jahre ist diese Schlacht nun schon verloren und die meisten haben sich neu arrangiert, haben Hilfsjobs gefunden oder neue, kleine Existenzen gegründet. Nur wenige, wie Santa (Javier Bardem) wollen und können sich einfach nicht mit ihrem Schicksal abfinden. Während der charmante Rebell noch über genügend Witz und Jugendlichkeit verfügt, um mit großer Klappe und beachtlichem Improvisationstalent über die Runden kommt, werden seine übrigen Kumpel schon länger mit der brutalen Wirklichkeit konfrontiert.

Da ist Lino, der wie Don Quichote gegen Windmühlen anrennt und sich ebenso beharrlich wie vergebens um Jobs bemüht für die er weder jung noch qualifiziert genug ist. Da hilft es auch nicht, dass er sich die Haare färbt. Der Angstschweiß wieder zu versagen, der ihm in Bächen hinunter läuft, verrät ihn ohnehin. José ist zwar noch jünger als Santa, aber bereits verheiratet. Jetzt fällt es ihm schwer zu ertragen, dass seine Frau in der Fischfabrik alleine für den Unterhalt aufkommt. Den Frust spült er ebenso wie die übrigen Kumpel am Tresen herunter. Die Kneipe des ehemaligen Kumpels Rico ist zur letzten Anlaufstelle für das Häuflein geworden.

Mit aufrichtiger Anteilnahme und voller Sympathie begleitet der Spanier Aranoa seine tragikomischen Helden beim tagtäglichen Überlebenskampf. Die erniedrigenden Gänge zum Arbeits- und Sozialamt, die abschätzigen Blicke des Bankbeamten, wenn um einen Kredit nachgefragt wird, werden dabei nicht ausgespart. Gleichzeitig ist dieser Ausflug in die harte Realität der Arbeitslosen aber auch kein Trauerzug. Noch wehren sich die meisten mit grimmiger Vehemenz. Da verfolgt man eben das Fußballspiel von Celta Vigo vom benachbarten Dach aus, wo ein weitere Ex-Kumpel nachts Wache schiebt, oder hält sich beim Babysitten in einem reichen Haushalt an den Whisky-Vorräten schadlos. Kleine Triumphe dem trostlosen Alltag abgerungen, mit schalem Beigeschmack und dennoch enorm wichtig, um nicht gänzlich das Gefühl dafür zu verlieren, dass es da draußen noch so etwas wie ein richtiges Leben gibt.

Javier Bardem, der sympathische Supermacho des spanischen Kinos spielt den Tausendsassa Santa. Ein Glücksgriff, denn der Schauspieler bringt die vielen Facetten und Widersprüche des Charakters glänzend zum Ausdruck. Santo ist stolzer Einzelkämpfer und Sozialist, charmanter Frauenheld und verschlagenes Schlitzohr, Traumtänzer, Großmaul und Angsthase in einer Person. Seine Eskapaden sind umwerfend komisch und beinhalten doch stets einen Moment der Melancholie, weil man spürt, dass hier einer sein ganzes Talent für Nichtigkeiten verbraucht.

Die Balance zwischen Komik und Katastrophe hält der Film mit wunderbarer Selbstverständlichkeit über die ganze Zeit durch. Bis zum offenen Ende, wenn die Jungs in einem surrealen Trauerzug einem der Kumpel auf der Fähre das letzte Geleit geben. Am Ende geht auch diese Zeremonie nicht pannenfrei über die Bühne. Im Eifer des Gefechts hat keiner der Kumpel an die Urne gedacht. So schippert die skurrile Schicksalsgemeinschaft einigermaßen verdutzt und richtungslos auf einem Boot, das den schönen Namen ?Lady Espana? trägt.

Spanien 2003, 113 Min., FSK ab 12 Jahren
Preise:
Preis von San Sebastian
Spanien 2003, 113 Min., FSK ab 12 Jahren
Regie:
Drehbuch:
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Preis von San Sebastian
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