Menschenleere Schulräume in der Ukraine sind zu sehen. Die Stühle sind hochgestellt, einige Räume sind nicht im besten Zustand. Ein Vorhang weht im Wind, aus der Ferne ist eine Art Donnern zu hören – man denkt sofort an Gefechtslärm. Doch schon in der nächsten Szene ist eine Klasse beim Sportunterricht zu sehen: Sie trampeln über einen Parcours und dribbeln Bälle auf den Boden. Es geht in ihrem Film nicht primär um den Krieg, sondern um das Weiterleben der Menschen im Krieg und dem Krieg zum Trotz. Der Zustand eines Landes anhand der Schulen, der Erziehung, der Zukunft. Zwei Klassen feiern ihren Abschluss. Im brutal zerstörten besetzten Bachmut findet die Feier nur per Videoschalte statt. Wir sehen eine Schülerin, die sich schick gemacht hat, hinter sich für die Computerkamera ein paar Ballons in den Farben der ukrainischen Nationalflagge drapiert hat ― und nach der Zeremonie überwältigt und weinend ihrer Mutter in den Armen liegt. In Cherkasy dagegen, 265 Kilometer von der Front entfernt, tanzen die aufgebrezelten SchülerInnen am Strand des Dnepr-Ufers. Im Unterricht ist der Krieg allgegenwärtig. Immer wieder unterbrechen Sirenen die Schulstunde ― längst Routine für alle Beteiligten. Sie gehen zügig, aber unaufgeregt in den nächsten Schutzraum und warten, bis Entwarnung kommt - oder führen den Unterricht dort einfach fort. Schule im Krieg bedeutet nicht zuletzt, eine Schule für das Leben im Ausnahmezustand zu sein. Aber sie bedeutet nicht nur das. Die SchülerInnen müssen auch vorbereitet sein für ein Leben nach dem Ausnahmezustand. „Schaut nicht dem Krieg, sondern dem Leben ins Auge”, sagt ein Soldat bei einer Abschlussfeier zu den AbsolventInnen.
DI 09.09. | DI 16.09. |
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