Japanische Kino hat gerade in den letzten Jahren nach vielen Jahren der Absenz wieder enorme Aufmerksamkeit bekommen, vor allem durch die Begeisterung für die Manga- oder Animationsfilme, herausragend vertreten durch das Studio Ghibli und Hayao Miyazaki - geboren am 5. Januar 1941 in Tokio. Der japanische Anime-Regisseur, Drehbuchautor, Zeichner, Grafiker, Mangaka und Filmproduzent wurde in den Jahren 2003 und 2024 für seine Filme Chihiros Reise ins Zauberland und Der Junge und der Reiher mit dem Oscar für den besten animierten Film ausgezeichnet;. Seine Filme Das wandelnde Schloss (2004) und Wie der Wind sich hebt (2013) waren für den Oscar nominiert.
Zwei Regisseure, auf die sich die Filmemacher dieser Welt, auch Wim Wenders, der in diesem Jahr von Japan für seinen Film Perfect Days für den Oscar vorgeschlagen war, immer beziehen, sind die Altmeister Yasujirō Ozu und Akira Kurosawa.
Yasujirō Ozus (1903 - 1963) Filme sind stille Meisterwerke. Man muss sich auf sie einlassen, in sie eintauchen und wird dann reich belohnt. Ozu war ein Regisseur und Drehbuchautor. Im Zentrum seiner Filme standn oft die Themen Familie, Ehe und Generationenkonflikt. Vielfach thematisierte er auch den Wandel der japanischen Gesellschaft und die damit verbundenen Auswirkungen. Eines seiner Meisterwerke war Die Reise nach Tokio - eine behutsame, in meditativem Bildrhythmus entfaltete Studie über den Zerfall einer Familie, über die Begegnung von Tradition und Moderne, über den alltäglichen Mut zum Neubeginn.
Akira Kurosawa (1910 - 1998 ) gilt mit seinem Schaffenswerk von 30 Filmen über einen Zeitraum von 57 Jahren als einer der einflussreichsten Regisseure aller Zeiten. 1951 wurde sein Film Rashomon in Venedig mit dem Goldenen Löwen, später auch mit einem Oscar ausgezeichnet. Es ist ein Klassiker der filmischen Schwarzweiß- Dramaturgie. Er zeigt die vier Varianten eines Mordes im Kontrast zwischen den blendenden Sonnenstrahlen und den schwarzen Silhouetten der Blätter.
Hirakuzo Kore-eda (geboren 1962) wurde in Deutschland mit den Filmen Like Father, like Son oder Shoplifters bekannt. Seine Filme werden auf den großen Festivals der Welt genauso mit Spannung erwartet wie die Werke von Ryūsuke Hamaguchi (geboren 1978). Sein Film Drive My car war für den OSCAR 2021 nominiert. Beide sind mit ihren neuen, unbedingt sehenswerten Filmen Evil does not exist und Die Unschuld in diesem Programm vertreten.
Hamaguchi hat auf den Filmfestspielen in Berlin in einer Reihe über seine prägendsten Jugendfilme den Film Typhoon Club erwähnt. Eine gute Gelegenheit, dieses bei uns kaum wahrgenommene kleine Meisterwerk wieder auf der Kinoleinwand zu erleben. Es zeigt auf kongeniale Weise die Unbeschwertheit und Rebellion der 80-er Jahre, in die sich jugendliche Überheblichkeit und existentialistische Fragen mischen. Eine schöne Entdeckung.
Zu guter Letzt passt in diese Reihe des japanischen Films auch ein Dokumentarfilm über das Abschiednehmen eines Künstlers von dieser Welt. Am 28. März 2023 verstarb der legendäre Komponist Ryuichi Sakamoto nach einem Kampf gegen den Krebs. Der Film OPUS - Ryuichi SakamotO nimmt ein Konzert in den Blick, bei dem nur er und sein Klavier zu hören waren.