10.09.25, 19.30 Uhr, Starnberg: In Anwesenheit von Regisseur Edgar Reitz
Charlotte, Königin von Preußen, wünscht sich sehnlichst ein Gemälde von ihrem früheren Lehrer Leibniz. Zunächst wird Pierre-Albert Delalandre engagiert, der schon drei vorgefertigte Hintergründe zur Auswahl dabei hat, in die nur noch das Gesicht eingefügt werden muss. „Neutral schauen, am besten an nichts denken! Nicht starren! Das Kinn etwas nach vorne. Nicht so düster! Oder doch, besser an etwas Trauriges denken. Achtung, Doppelkinn,” so sind seine Anweisungen. Delalandre braucht sein Objekt so, wie es in sein Gemälde passt, und Leibniz beginnt alsbald einen Diskurs über das Abbild und das Vorbild, um die Wahrheit, und wie sie in der Kunst dargestellt werden kann, um Eigenheit und Identität. So vertreibt er den Schablonenmaler und bekommt Aaltje van de Meer als neue Porträtistin, die sich als Mann ausgeben muss, um als Malerin überhaupt tätig sein zu können.
„Wollen wir ein wenig miteinander denken?“, fragt Leibniz seine Malerin und er schüttelt ein paar Gedanken aus den Ärmeln. Warum ist etwas und nicht anders?
Auf amüsante Weise entspinnen sich dadurch Fragen nach dem Sein, nach Gott, nach dem Bösen, dem Wesen der Zeit als Grundlagen abendländischer Kultur und natürlich nach der Herstellung eines Kunstwerks. Kann die Seele auf der Leinwand ausgedrückt werden? Und kann das Gemälde für alle Zeit auch den Malprozess und das festhalten, was in Modell und Maler vorgegangen ist?
Eine gute Frage. Leibniz weiß keine Antwort, der Zuschauer wird sie geben können, über all die Jahrhunderte hinweg.